Betroffenheit – Warum die eigene Geschichte keine Expertise für andere ist

‘Hattest du eigentlich auch mal eine Essstörung?’

Diese Frage höre ich von meinen Klient:innen immer irgendwann?

Dahinter hallt ein ‚kann sie wirklich verstehen wie es mir geht?‘ nach.

Verstehe ich!

🚩 Essstörungen werden in der Öffentlichkeit oft ziemlich falsch und stereotyp dargestellt, es wir immer noch viel zu wenig ‘richtig’ und authentisch darüber gesprochen. Der Wunsch endlich verstanden zu werden ist groß.

Und auch in den sozialen Medien spiegelt sich das wieder:

persönliche Geschichten rücken in den Mittelpunkt, Storytelling das neue Stilmittel in Marketing und Kommunikation. 🧚🧚🧚🧚🧚

Menschen wollen abgeholt werden.


Betroffene erzählen von Ihrem Heilungsweg. Das kann Mut machen. Inspirieren. Augen öffnend. Berührend. Und ist wichtig.

Jedoch ist es immer IHRE Geschichte. Und diese hat keine Allgemeingültigkeit. Es ist nicht deine. Wird auch nicht deine sein.


Der Austausch mit anderen ist immens wertvoll. Es kann ein Safer Space sein.

Oftmals wird der Heilungsweg jedoch vermarktet. Es wird ein Vorher – Nachher geschildert, dass ich so in der Realität leider noch nie erlebt habe. Denn es gibt keinen Schalter der auf einmal umgelegt wird. Nicht den einen Aha-Moment, der alles verändern wird.

🌟Aber ganz viele verschiedene. Viele Puzzleteile, deren Summe mit der Zeit den Unterschied machen. Es ist ein Prozess.🌟

Beratung auf Augenhöhe bedeutet, dass ich dir Fragen stelle statt Antworten zu geben.
Die Fragen helfen dir, dich selbst besser zu verstehen.
Und mir Hypothesen zu bilden und dir weitere Angebote zu machen.

Gute Therapeut:innen sind Begleiter auf diesem Prozess. Sie geben ihn jedoch nicht vor. Sie wissen es nicht besser. Sie kennen jedoch viele Werkzeuge, Tools und Hintergründe, mit denen sie dich unterstützen können.

❔ Und stellen manchmal die richtigen Fragen, auch ohne die Antwort zu kennen.

Es geht im Beratungsprozess nicht um mich! Egal ob Betroffen oder nicht.

Ich stelle mich nicht in den Mittelpunkt. Das heißt nicht, dass ich unnahbar bin und nicht auch mal persönliche Anekdoten zum Besten gebe. Aber mein Weg ist überhaupt nicht wichtig. Denn es wird nicht deiner sein. Es gibt nicht den einen Weg aus einer psychischen Erkrankung oder bei psychischen Problemen, denn sie sind so komplex und unterschiedlich.

Individuell.

Und das meine ich jetzt wirklich, wirklich ernst: du bist ein Unikat. Es gibt Dich genau einmal.

Wie soll ich für alle Unikate dieser Welt wissen, was ihr nächster Schritt sein sollte und das kann sich wirklich niemand auf die Fahne schreiben. Ich kann Dir aber mit all meinen Werkzeugen und Wissen dabei helfen, es selbst herauszufinden. Ich kann dir unterschiedliche Perspektiven aufzeigen.

Auf Augenhöhe.

Natürlich dürfen psychologisch arbeitende Menschen auch psychische Erkrankungen haben, das macht sie nicht weniger qualifiziert – aber eben auch nicht zwingend besser. Und schon überhaupt gar nicht befähigt mich meine eigene Erkrankung eine schwerwiegende, potentiell lebensbedrohliche psychosomatischen Erkrankung zu behandeln.



Achso und: Nein, ich hatte nie eine Essstörung und habe ein sehr gefestigtes Essverhalten. Sonst könnte ich den Job auch gar nicht seit über 10 Jahren machen. Aber natürlich struggle auch ich mit Themen.
Wie jeder Mensch.
Mal mehr, mal weniger.
🧡🧡🧡🧡🧡

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert