Immer noch ein Star am Detox Himmel

Saftkuren….auch 2024 noch ein Thema!

Saftkuren bringen dich auf ein neues Level: mehr Energie, Reinigung des Körpers, der Startschuss für Gesundheit und Wohlbefinden – ich kann es nicht mehr hören und habe das Gefühl, dass Saftkuren ein Revival erleben.

Saftkur – was soll äh ist das?

Kurz und knapp: die Saftkur gehört zu den ‘Entgiftungskuren’. Etwa eine Woche lang ‚ernährt‘ man sich ausschließlich von Obst- und Gemüsesäften. Anhänger glauben, dass der Körper auf diese Weise Schadstoffe und Gifte in Form von Schlacken ausscheidet.

Nachdem sich mittlerweile herumgesprochen hat, dass es sich dabei um ziemlichen Unsinn handelt, musste etwas umformuliert werden. Und passend zum neuen Jahr gibt es Versprechungen wie mehr Energie, den Körper auf Reset stellen und die Saftkur als Startschuss für gesunde Ernährungsgewohnheiten und mehr Gesundheit. Ach ja, und das obligatorische Abnehmen darf natürlich auch nicht fehlen.

Und natürlich findet sich beim Werben immer eine ‚Wissenschaftler*in‘ im Hintergrund, die das alles entwickelt hat und der Erfolg ist sowieso garantiert.

Die wissenschaftliche Grundlage für den Nutzen von Detoxkuren ist mehr als dürftig: Die Wirkung ist nicht belegt und klinische Studien am Menschen fehlen (Klein und Kiat 2015).

Interessanterweise liest man das Wort ‚Detox‘ inzwischen viel seltener. Vielleicht ist ja das Urteil des Bundesgerichtshofs von 2017 endlich angekommen: Denn die Werbung mit dem Wort Detox für Lebensmittel (speziell Tees) als gesundheitsbezogene Angabe ist verboten, weil es auch einfach keine entschlackende und entgiftende Wirkung. Autsch.

Aber meine Freund*in hat sich damit echt gut gefühlt….

Das ist schon ein bisschen anekdotische Evidenz und ich würde mich ehrlich freuen, wenn es Menschen wirklich hilft. Ganz im Sinne von Hippokrates ‚Wer heilt, hat Recht.‘

Aber so einfach ist es leider nicht. Denn, dass es keinen Wirksamkeitsnachweis gibt, ist das eine, aber sie schaden auch einfach bzw. haben ein großes Potenzial dazu.

Woher kommt das Gefühl der Reinigung und mehr Energie? Warum empfinden viele Menschen eine Saftkur als positiv?

Viel Saft enthält viel Fruchtzucker, kaum Ballaststoffe, sättigt nicht und wirkt abführend. Viele empfinden das als reinigend – ist es aber nicht.

“Kalt gepresst” und “nie erhitzt” machen die Säfte übrigens auch nicht viel besser. Die ‚Vitaminbomben‘ führen meist zu einer Überversorgung mit Vitaminen bei gleichzeitigem Mangel an Proteinen und Fetten. Letztere fehlen schließlich komplett. Also alles andere als optimal.

Natürlich kann der Körper in diesen Tagen Gewicht verlieren. In der Regel Wasser und je nach Dauer auch Muskelmasse. Das, aber vor allem das Gefühl, etwas geschafft zu haben, durchzuhalten und diszipliniert zu sein, sorgt durch die Ausschüttung von Endorphinen für ein Hochgefühl. Wir sind stolz auf unsere Disziplin – hallo Leistungsgesellschaft.

Kurzum: Wir müssen öfter aufs Klo und sind stolz darauf etwas durchzuziehen. Das gibt uns das Gefühl unserem Körper etwas Gutes getan zu haben. Ein kleines bisschen strange ist das ja schon, oder?

Braucht der Körper überhaupt einen Reset?

Nein!

Ein gesunder Körper reinigt sich selbst, indem er Gifte oder Schadstoffe über die Leber, Nieren, Darm und die Haut ausscheidet. Und der Darm muss auch nicht entlastet werden. Außer durch einen künstlichen Darmausgang bei schweren Erkrankungen.

Dein Körper braucht also keinen Reset. Unser Verhalten aber vielleicht manchmal. Leider ist es für uns viel einfacher, ein Alles-oder-Nichts-Verhalten an den Tag zu legen und zu glauben, dass wir einen großen Knall brauchen, um etwas zu ändern. Aber das hält nicht lange an. Die Saftkur als Startschuss für neue Essgewohnheiten? Sorry, aber dieses Prinzip hat einfach noch nie funktioniert. Jedenfalls nicht im Guten, sondern eher nach dem Motto: Wenn ich erst mal richtig am Boden bin, schaffe ich es endlich etwas anders zu machen.

Es klingt vielleicht nicht so spektakulär, aber ja, es sind die kleinen, langfristigen Schritte, die Veränderungen bewirken. Verkauft sich halt nicht ganz so gut. Aber mal ehrlich: Wie gut haben die besten Vorsätze in den letzten Jahren denn funktioniert?

Es ist die Hoffnung auf eine schnelle Lösung. Aber Fasten als Übergang zu einer gesunden Ernährungsweise ist absoluter Mist.

Gefahr von Essstörungen

Was mich aber am meisten stört, ist, dass niemand über die größte Gefahr dieser Kuren spricht: Essstörungen. Jede Form von kontrolliertem Essverhalten, Diäten, Fasten, Kuren etc. sind große Risikofaktoren für die Entwicklung eines gestörten Essverhaltens.

Eigentlich müsste auf jeder Kur ein großer Warnhinweis stehen: Vorsicht, kann Essstörungen auslösen. Tut es natürlich nicht. Verkauft sich schlecht.

Heilfasten oder ähnliche Kuren sollten idealerweise unter Aufsicht gemacht werden und auch nur bei gefestigtem Essverhalten und guter Verbindung zum eigenen Körper.

Aber auch dann sind sie nicht notwendig.

Quellen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert